Das diagnoseadaptierte Versorgungskonzept in Basel Stadt, das in den letzten Jahren etabliert wurde, sichert die Behandlungsqualität, indem leitlinienbasierte, psychotherapeutische und effiziente, aber komplexe Therapiemöglichkeiten auch dann PatientInnen zur Verfügung stehen, wenn sie notfallmässig oder per FU eintreten. Dieses Konzept wurde auch als «Track-Konzept» bezeichnet und von verschiedenen führenden universitären Kliniken wie dem Zentralinstitut (ZI) für Seelische Gesundheit in Mannheim, dem LWL Uni-Klinikum in Bochum, der Charité in Berlin und mittlerweile auch Lübeck eingeführt und publiziert. Durch ein diagnoseadaptiertes Vorgehen sind Verantwortlichkeiten und Kompetenzen klar definiert und ausgebaut, Verlegungen werden auf ein Minimum reduziert und die Kompetenz einzelner Abteilungen sowie psychotherapeutische Ansätze für eine Diagnose gezielt ausgebaut.
Durch diese bedürfnisorientierte Versorgung konnten in der Klinik für Erwachsene die Türen weitgehend geöffnet werden, damit wurde die Stationsatmosphäre positiver bewertet (Blaesi et al. 2015, Lo et al. 2017, Jungfer et al. 2015), die Anzahl der Entlassungen gegen ärztlichen Rat reduziert, die Liegedauer auf den Akutabteilungen erhöht und damit Recovery ermöglicht (Blaesi et al. 2015, Lo et al. 2017, Jungfer et al. 2015), die Rekursrate halbiert (Arnold et al. 2019) und Deeskalationsstrategien verbessert (Fröhlich et al. 2018)
Einfluss hatte die Öffnung auch auf die erforderlichen Zwangsmassnahmen, die deutlich reduziert werden konnten (Lang et al. 2016, Cibis et al. 2016, Jungfer et al. 2014, Hochstrasser et al. 2018,2017, Kowalinski et al. 2019) und im Vergleich zum gesamtschweizerischen Benchmark der ANQ etwa halb so hoch sind wie in anderen psychiatrischen Versorgungskliniken (www.anq.ch). Ziel der Öffnung ist es nicht, weniger PatientInnen zu behandeln, sondern weniger PatientInnen gegen ihren Willen zu behandeln, das heisst das Angebot attraktiver zu gestalten. Sukzessive ist mit der Öffnung und Implementierung psychotherapeutischer Konzepte auf allen Abteilungen auch die Patientenzufriedenheit angestiegen, sodass die UPK 2022 den Prix Qualité der FMH für ihr Versorgungskonzept gewonnen hat.
Insgesamt ist ein Trend zur Öffnung der Psychiatrien in der Schweiz erkennbar, so wurden viele Versorgungskliniken in der Schweiz mittlerweile geöffnet, um Zwangsmassnahmen zu senken und die Akzeptanz einer Behandlung in der Psychiatrie in der Bevölkerung zu verbessern.